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80 Jahre Kriegsende & Befreiung
Programm:
7. April 2025, 18 Uhr, Stadtmuseum Bruck an der Mur
Niemals Vergessen!
Die Todesmärsche ungarisch-jüdischer Zwangsarbeiter:innen in der Steiermark und Möglichkeiten eines würdigen Erinnerns
Vortrag Eleonore Lappin-Eppel, Projektvorstellung AHS Bruck an der Mur
11. April 2025: 16 bis 18.30 Uhr, dachbodenTHEATER 2.0:
ZIVILCOURAGE!
„Ansprechen. Poesie gegen das Schweigen“
Generationenübergreifender Schreibworkshop zu Zivilcourage, Toleranz und Zusammenleben mit dem Verein „PLuS - Performte Literatur und Slam Steiermark“
28. April 2025, 18:30 Uhr, Stadtmuseum:
WIDERSTAND!
Todesurteile gegen Brucker:innen
Die vergessenen Verbrechen der NS-Justiz
Vortrag Heimo Halbrainer
3. Mai 2025, 19 Uhr, dachbodenTHEATER 2.0:
Nie wieder Krieg!
Befreiungsfest mit Bands und Poetry,
dachbodenTheater 2.0
5. Mai 2025:
Erinnern!
17 Uhr, Herzog-Ernst-Gasse 7:
Gedenken bei den Stolpersteinen für die Familie Hofmann
18 Uhr, Stadtmuseum:
Jüdische Geschichte in der Steiermark vor 1938
und Erinnerungskultur nach 1945
Vortrag Gerald Lamprecht
Präsentation BAfEP Bruck, Thomas Stoppacher
2025 jähren sich das Ende des Zweiten Weltkriegs, die Befreiung vom Nationalsozialismus und die Wiedererrichtung eines demokratischen Österreichs zum 80. Mal. Auch das Brucker Stadtmuseum möchte dazu einen besonderen Schwerpunkt mit Vermittlungsangeboten an Schulen und öffentlichen Veranstaltungen setzen.
Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf generationenübergreifendem Lernen aus der Geschichte sowie demokratischer und Menschenrechtsbildung gesetzt. Auch ein kreativer Zugang zum Thema und ein aktives und optimistisches Engagement für eine gute, gemeinsame Zukunft soll dadurch gefördert werden. Besonderer Wert wird dabei auch auf die Anknüpfungspunkte zur Geschichte der Stadt Bruck und der Region Obersteiermark Ost gelegt, hier stehen die drei Themenkomplexe jüdisches Leben/Stolpersteine/Familie Hofmann (in Bruck lebende, jüdische Kaufmannsfamilie), Todesmarsch/Mauthausen/Familie Trummer (Zeitzeuge Johann Trummer, Vater katholischer Bestatter, der Todesmarschopfer ein Begräbnis zukommen ließ und dafür von der Israelitischen Kultusgemeinde geehrte wurde) sowie Widerstand in der Region (Österreichische Befreiungsfront/Opfer der NS-Justiz) im Vordergrund. Aber auch positives Engagement und ein aktiver Diskurs über die Themen Menschenrechte, Demokratie, Toleranz und gutes Zusammenleben sollen durch die Vermittlungsangebote gefördert werden.
Mit wahren und belegten Geschichten aus der Region wollen wir auch der Leugnung und dem Vergessen dieses schrecklichen Zivilisationsbruchs und der unmenschlichen, nationalsozialistischen Herrschaft entgegenwirken und vor frühen Anzeichen faschistischer Tendenzen warnen. Insbesondere die Entmenschlichung ganzer Menschengruppen kann unserer Ansicht nach mit dem Erzählen dieser vielen Geschichten entgegengewirkt werden.
Todesmarsch ungarisch-jüdischer Zwangsarbeiter:innen nach Mauthausen - Die Familiengeschichte des Zeitzeugen Johann Trummer
Ein sogenannter Todesmarsch ungarisch-jüdischer Zwangsarbeiter:innen von der burgenländischen Grenze über Graz und den Präbichl nach Mauthausen führte am 7. April 1945 unmittelbar durch Bruck an der Mur. Der damals 5-jährige Zeitzeuge Johann Trummer berichtete 2017 im Brucker Stadtmuseum von den Ereignissen. Sein Vater Emmerich Trummer war Bestatter in Bruck, riskierte sein Leben und das seiner Familie, indem er die auf den Brucker Straßen ermordeten Jüdinnen und Juden eine Bestattung ermöglichte und wurde dafür von der Israelitischen Kultusgemeinde in Graz geehrt.
Das Zeitzeugengespräch mit dem mittlerweile verstorbenen Theologen, Medienmanagers und Musikers Johann Trummer und der Historikerin Ute Sonnleitner im Brucker Stadtmuseum wurde aufzeichnet und befindet sich im Filmarchiv des Brucker Stadtmuseums als Zeitdokument. Sein Totenbuch, in dem am 16. April 1945 12 „unbekannte Israeliten“ angeführt sind, ist in der Dauerausstellung des Brucker Stadtmuseums ausgestellt.
Im Herbst des Vorjahres wurde mit dem Generationenprojekt „Gemeinsam Gedenken“ eine Mauthausenfahrt mit Vor-, Nachbesprechung und Expertenvorträgen für AHS-Schüler:innen und Menschen aus der Brucker Zivilgesellschaft durchgeführt. Organisiert wurde das Projekt von den Geschichteprofessor:innen Heinz und Patrizia D’Alessandro, begleitet durch Museumsvereinsobfrau Irmengard Kainz sowie die Historiker Gerald Lamprecht und Heimo Halbrainer. (Das Projekt wurde vom Österreichischen Nationalfonds gefördert.)
Bereits im Jänner 2024 fand im Stadtmuseum eine Fortbildung für Lehrende der Sekundarstufe zur Digitalen Erinnerungslandschaft (DERLA) in der Steiermark statt.
Dabei kam man gemeinsam mit den Expert:innen (Gerald Lamprecht, Georg Marschnig) zu dem Schluss, dass für ein temporäres, in DERLA verzeichnetes Erinnerungszeichen für den sogenannten Todesmarsch, das der Architekt und Stadtplaner Peter Nistelberger gemeinsam mit dem katholischen Pfarrverband 2016 auf einer mittlerweile anders genutzten Wiese installiert hatte und das es mittlerweile leider nicht mehr gibt, ein Ersatz an zugänglicherer und sichtbarerer, aber ebenso historisch belasteter Stelle gefunden werden sollte.
Am 12. Februar 2025 hält die Expertin für dieses historische Ereignis, Eleonore Lappin-Eppel von der Universität Wien, einen Vortrag dazu für AHS-Schüler:innen der 7. und 8. Klassen und Mitfahrende des Generationenprojekts im Brucker Stadtmuseum. Die Kunst-, Psychologie- und Philosophieprofessorin Birgit Remele wird mit Schüler:innen und dem Brucker Künstler Florian Lercher im Rahmen eines OEAD-Projekts Ideen und Entwürfe für ein würdevolles Erinnerungszeichen in Bruck an der Mur erarbeiten.
Für den Standort eines möglicherweise manifesten Gedenkzeichens böte sich der kleine Park neben der Volksschule Körnerstraße an. Dieser befindet sich gegenüber der Einfahrt Stadtwerkestraße, dem einstigen Wohn- und Arbeitsstandortes der Familie Trummer, von wo aus der junge Johann Trummer als Kind den Todesmarsch durch die Bismarckstraße, heutige Körnerstraße, beobachtete.
Entwürfe der Schüler*innen für ein Erinnerungszeichen werden gemeinsam mit einem Vortrag von Eleonore Lappin im Stadtmuseum am 7. April, dem Jahrestag des Todesmarsches, im Stadtmuseum präsentiert.
In der Folge soll ein dauerhaftes Gedenkzeichen in Bruck Umsetzung finden und an die grausame Realität dieses schrecklichen historischen Ereignisses erinnern.
Jüdisches Leben und jüdische Kultur in der Steiermark - Die Stolpersteine für die jüdische Kaufmannsfamilie Hofmann in Bruck an der Mur
Die BAfEP Bruck hat bereits einige Stolpersteinführungen in Graz sowie Workshops im Stadtmuseum zu jüdischem Leben und Kultur („Tacheles reden“) und zum Nahostkonflikt im Rahmen des OEAD-Schwerpunktes „Extremismusbekämpfung“ über den Verein Granatapfel besucht. Geleitet wurden die Workshops von Thomas Stoppacher, der auch mit dem Verein für Gedenkkultur Steiermark die Stolpersteinverlegung in Bruck für die Familie Hofmann im November 2022 organisiert und begleitet hat.
Die BAfEP bereitet gerade mit Geschichtsprofessorin Eva Größing eine Präsentation des Schicksals der jüdischen Familie Hofmann vor, die bis 1938 ein erfolgreiches Produktions- und Handelsunternehmen in Bruck an der Mur führte. Für vier Mitglieder der Familie, die ihren letzten freigewählten Wohnsitz in Bruck hatten, wurden im November 2022 Stolpersteine verlegt.
Gemeinsam mit einen Vortrag von Gerald Lamprecht vom Institut für jüdische Studien der Uni Graz und einer Vorstellung des Projekts Stolpersteine sowie einer kurzen Vorstellung der Schulworkshops durch Thomas Stoppacher wird die BAfEP die Brucker Familiengeschichte mit tragischem Ende den Besucher:innen des Stadtmuseums am 5. Mai vorstellen. Davor wird ein gemeinsames Gedenken an die Opfer bei den Stolpersteinen in der HEG stattfinden.
Widerstand gegen den Nationalsozialismus in der Obersteiermark Ost
Der Grazer Historiker Heimo Halbrainer begleitet unsere Region schon seit vielen Jahren mit historischem Wissen und Expertise und ist der Experte für Widerstand in der Steiermark. Bei seinen Vorträgen und Buchpräsentationen zu Widerstandthemen, Kriegsende, Spanienkämpfer uvm. hat er stets für Bruck und unsere Region einen speziellen Fokus gerichtet und uns so historisches Wissen und Daten zugänglich gemacht. Zudem bemüht sich Halbrainer seit Jahrzehnten um die Aufarbeitung der problematischen Kapitel der Steirischen Geschichte und hat einige Biografien über Opfer und Widerstandskämpfer verfasst. Der Verein Clio, den er als Obmann führt und der als Verlag auch jedes Jahr zahlreiche historische, aber auch literarische Werke herausgibt, ist eine zentrale Stütze der Steirischen Geschichts- und Bildungsarbeit.
Am 28. April wird Heimo Halbrainer im Brucker Stadtmuseum im Rahmen einer Buchpräsentation über „Vergessenen Verbrechen der NS-Justiz“ sprechen und dabei einen besonderen Fokus auf zum Tode verurteile Widerstandskämpfer und andere Personen aus Bruck legen.
Menschenrechte rocken!
Befreiung feiern und jungen Menschen eine Stimme geben
Wir möchten aber auch einen besonderen Schwerpunkt auf die Lehren aus der Geschichte für ein gutes und friedliches Zusammenleben und unsere gesellschaftlich geteilten Grundwerte Menschenrechte, Demokratie und Toleranz legen. Diese Werte sind auch die Grundpfeiler der Wissens- und Geschichtsvermittlung des Brucker Stadtmuseums.
Dazu wollen wir mind. einen Schreibworkshop mit dem Verein „PLuS - performte Literatur und Slam“ und Menschen aller Generationen am 11. April organisieren. Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten sollen dazu auch Texte präsentiert und vorgetragen werden, eventuell mit Unterstützung eines oder zwei erfahrener Poet:innen.
Um neue Zielgruppen mit dem wichtigen Thema zu erreichen und die Befreiung auch mit jüngeren Menschen und Bevölkerungsgruppen, die im Stadtmuseum nicht Stammpublikum sind, zu feiern, wollen wir im dachbodenTheater 2.0 auch ein kleines Konzert mit zwei bis drei Bands aus Bruck und Umgebung organisieren.
Workshops und Vermittlungsangebote an Schulen und im Stadtmuseum von Ute Sonnleitner, die bereits seit ihrer Studienzeit das Brucker Stadtmuseum begleitet und nun die Bildungsabteilung des steirischen ÖGBs leitet, sowie anderen Partner:innen, z.B. der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus, sollen das Programm abrunden. Diese sollen sich den Themen Menschenrechte und Demokratie, Toleranz und gutem Zusammenleben widmen.
Stadtmuseum Bruck an der Mur, Schillerstraße 1 (Ecke Josef-Graf-Straße)
Kontakt: +43(0)3862-890 DW 4110, stadtmuseum@bruckmur.at
Öffnungszeiten: Montag, wenn Werktag, 15 bis 17 Uhr, nach Vereinbarung